Projekt „Selbstliebe“ – Tag 337

Göttinnen,

Ich habe da so ein bisschen Probleme mit dem Sterben.

Verlust von Familie, Freunden, Tieren.

Wie wahrscheinlich alle….

Deshalb fühlte ich mich vor kurzem wie in einer verdrehten Welt.

Grund: Sonntagslunch mit Oma, Tante und Onkel.

Holte meine Oma ab um mit ihr zum Restaurant zu fahren, wo der Rest unseres Sonntagspartie wartete.

Während der Fahrt, zeigte sie mir Passbilder, in groß und klein und fragte mich ob ich eins haben möchte. Erfeut, und ohne groß darüber nachzudenken griff ich zu – natürlich gleich 2, eins klein, eins groß.

Bis ich dachte ich muss aus dem Auto fallen – sagte sie doch ganz beiläufig und als ob es das normalste auf der Welt wäre “ Sind für meine Trauerbilder“.

Und dann kam alles ans Licht. Meine Oma buchte und arrangierte tatsächlich ihre eigenen Beerdigung. Inklusive Song, Sarg, Urnengrab ( Platz für nur noch 2 aus unserer Familie) und Spruch für das Trauerbild.

Ich war völligst fassungslos und entsetzt weil ich sowas von nicht über ihr Ableben nachdenken wollte.

Gut, dieses Thema kam dann natürlich sofort nochmal an den chinesischen Mittagstisch. Wo ich dann merkte, dass nicht nur ich diese Problemchen mit dem Tod habe. Meine Tante regte sich furchtbar auf. Fand sie doch dass  Kinder und Enkelin alles arrangieren sollten. Gerade den Spruch!! Wir kennen sie schliesslich besser als sie sich selbst kennt! Genau….

Wir liessen einige Witze los, die so düster sind, dass ich sie hier nicht wiederholen möchte…. Wir sind eine so lustige, oft miteinander rauhe Familie, die sich aber über alles liebt. Ich verrate nur eins. Wir fanden dass „Rumpeldipumpel, weg ist der  Kumpel“, ein viel passender Spruch für ihre  Abschiedskarte gewesen wäre und fanden die üblichen sanften letzten Wegbegleitungssprüche überhaupt nicht cool für unsere Oma.

Mein Onkel fragte dann nur noch sarkastisch ob sie ihre Beerdigungsgäste auch dazu gebucht hätte und wollte dann kein Wort mehr darüber beim Essen hören.

Nachdem es ein  Mittagsbuffet war, an dem wir teilnahmen, warteten meine Tante und ich immer brav, bis sich mein Onkel erhob um sich Nachschub zu holen. Dann bestürmten wir meine (arme) Oma wieder mit Fragen und Empörtheit über ihre eigene geplante Beerdigung. Ich immer mit einem Auge auf meinen Onkel. „Achtung, Conny, nur noch einen Satz, er kommt zurück“. Dann wieder über etwas anderes geredet.

Das ging dann das ganze Essen über so. Bis ich irgendwann merkte, dass wir uns alle nur so aufregten weil wir nicht ans Sterben denken wollten. Und wir hoch entsetzt mit der Konfrontation waren, dass meine Oma vielleicht irgendwann nicht mehr da sein wird. Sie sogar darüber aktiv nachdenkt, wie man sieht…

Komische Welt im  Moment, komische Sachen mit denen wir uns manchmal befassen müssen.

Froh bin ich, dass wir dies mit einer gehörigen Portion Humor anpacken. Das hilft.

Im Nachhinhein finde ich es irgendwie sogar cool, dass meine Oma das gemacht hat. Und ist mal wieder so typisch für unsere verrückte Flodder Familie!

Habt einen schönen Abend ihr Besten!

Eure Lola

 

 

 

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