Entschuldigen Sie, ist das der Sonderzug nach München…

Göttinnen,

Vielleicht habt ihr schon mitbekommen dass ich durch ein, sagen wir mal, kleines Missgeschick (in Form eines kleinen Flitzers, dem mittleren Ring in München und einer Polizeikontrolle), 4 Wochen ohne Führerschein aka „meiner wilden, süssen Freiheit“ war.

Nicht so ein ganz schlimmes Dilemma wenn ich direkt in München, mit all seinen U- und Trambahnen wohnen würde. Dies ist aber leider nicht der Fall, ich wohne eher ländlich……

Missmutig und in keinster Weise motiviert, kaufte ich mir eine MVV Monatskarte und gab fast weinend meinen Schein bei der Polizei ab (natürlich nur nach einigen wahnsinnig witzigen Macho -Sprüchen des Polizisten).

An meinem ersten Tag des „MVV Grauens“ hatte ich gleich in der Früh eine Auseinandersetzung mit dem Busfahrer, der mich nicht mit meinem Kaffee-To-Go einsteigen lassen wollte. Ich wurde gezwungen ihn zu entsorgen (den Kaffee, nicht wie ich gerne gehabt hätte, den Busfahrer). Kaffee Junkies wie ich werden mein Entsetzen verstehen!

Nun gut, schimpfend wurde ich an den Bahnhof chauffiert wo ich immer noch beleidigt, die Treppen zur Bahn hinaufkeuchte. Und ab da fing mein Monat des Erlebens an.

Ich traf eine alte Bekannte die jeden Tag mit der S-Bahn fährt. So gross war die Freude sie zu sehen und wir quatschen die ganze Fahrt nach München . Wie toll endlich einmal die Zeit zu haben Freunde zu sehen und zu hören wie es ihnen geht. Noch dazu brachte sie mich auf die Idee, genau wie sie, zu Fuss zum Bahnhof zu gehen. Hatte sie dadurch doch tatsächlich einige Kilos verloren OHNE zu hungern oder anders zu essen. Ein Traum wurde wahr für mich!

Ab da ging ich nun jeden Morgen zum Bahnhof; ein straffer Fussmarsch, der mich gut auf Trab hielt. Dadurch schloss ich Bekanntschaft mit der, wie sie oft genannt wird, „verrückten Katzenfrau“, eine ältere Dame, die jeden Tag um die selbe Zeit am selben Ort, streunende Katzen füttert. Unsere Gespräche wurden immer länger und intensiver. Oft verquatschten wir uns so, dass ich den späteren Zug nehmen musste. An meinem letzten S-Bahntag schenkte sie mir Kekse zu meinem Kaffee (den ich ja nun wieder mitnehmen durfte) und umarmte mich ganz fest. Ich muss immer noch die Tränen wegblinzeln wenn ich darüber schreibe.

Die Bekanntschaft mit ihr war nur eine von vielen schönen Erfahrungen die ich in dem letzten Monat machen durfte. Ich habe so viel gelernt und erlebt.

Ihr fragt mich was ?

Ich habe gelernt dass man heutzutage an den Ampeln drücken muss um über den Fussgängerweg zu kommen. Und brauchte dafür nur 3 rot-gelb-grün Phasen um das zu verstehen. Als gewissenhafter Strassenverkehrsteilnehmer überquerte ich natürlich nicht bei Rot die Strasse, sondern wartete brav ab.

Ich habe mit Kindergartenkindern die einen Ausflug machten, gelacht und gespielt und nebenbei von dem kleinen Simon gelernt dass es egal ist wo wir gerade sind, hauptsache wir kommen an.  (Blog darüber folgt).

Wo ich gerade über Blogs rede; ich durfte so viele Gespräche mitverfolgen, die mir wirklich viele Ideen für mein Schreiben gaben. Dafür bin ich dankbar.

Ich wurde quer über den ganzen Marienplatz von einer Frau mit den Worten verfolgt:“ Madame, ihr Mantel ist wunderschön“. Was ja an sich ein nettes Kompliment ist, aber nicht 20 Mal und in Lautstärke 100…..

Ich bekam einen Heiratsantrag von dem Prinzen aus Zamunda. Also auf jeden Fall sah er so aus…..

Ich habe gelernt, dass wenn man den Kopfhörer nicht ganz in das Iphone drückt, die ganze S-Bahn dein „leicht esoterisch angehauchtes“ Hörbuch mitbekommt und du es erst erfährst, nachdem dich dein Sitznachbar freundlich darauf hinweist. (Hörbuch Tip: Louise Hay „Herzensweisheiten“.)

Ich hatte das grosse Glück viele liebe alte Bekannte zu treffen und ja, ich traf sogar Schulfreunde die ich seit 25 Jahren nicht mehr gesehen hatte.

Ich habe gelernt dass die Bahn tatsächlich oft 40 Minuten Verspätung hat (ich dachte immer das KANN nur ein Mythos sein) und ich zu spät in die Arbeit gekommen wäre.

Dadurch habe ich gelernt, dass es Taxifahrer gibt die aussehen wie Santa Claus.

Ich fand endlich Zeit zu lesen.

Ich habe gelernt, dass man immer ein Taschentuch parat haben sollte, denn die Nase fängt ganz furchtbar an zu laufen wenn man vom Kalten ins Warme kommt.

Ich durfte mich offiziell wieder wie ein Teenie Mädchen fühlen, die von ihrer Mama abends vom Bahnhof geholt wird (an dieser Stelle auch noch ein großes Danke an sie, dafür dass sie mich immer zum Einkaufen gefahren hat damit ich keine Tüten schleppen muss <3).

Und ich habe die tollste neue Freundin gewonnen. Die verrückte Katzenfrau die eigentlich gar nicht so verrückt ist, sondern nur alleine und mit einem riesengroßen Herz für ihre Umwelt hat.

Ach ja, und 2,5 Kilo hab ich auch noch abgenommen…..

Mein Résumé:

Werde ich das Bahn fahren vermissen? Ein wenig. Ich bin froh und wirklich dankbar die Erfahrung gemacht zu haben. Aber nichtsdestotrotz  bin ich eine Göttin des Autos und freue mich ab morgen wieder in die Arbeit zu sausen ( SPASS!!! ) brav  fahren zu dürfen!

Habt einen wilden, vogelfreien Sonntag !!

 

Eure Lola

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